Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 war Antwerpen die nationale Hochburg. Von hier aus würden der belgische König und die Armee die Verteidigung des Landes führen, und die Stadt war so gut verteidigt, dass sie als uneinnehmbar galt. Es wird jedoch alles ganz anders verlaufen, und eine entscheidende Rolle in dieser Wende spielte eine unerwartete Superwaffe: die weltberühmte Dicke Bertha, offiziell bekannt als "Kurze Marine Kanone" oder KMK.

Die Kanone wurde im tiefsten Geheimen entwickelt, und zu Beginn des Krieges waren sowohl belgische als auch ausländische Verteidigungsexperten überzeugt, dass eine solch schwere Artillerie einfach nicht existieren konnte. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie sehr wohl existierte, und ihr Einsatz war eine komplexe Operation. Die Kanone wurde in fünf Teile zerlegt, die separat transportiert wurden, und das gesamte Gerät musste auf einer Betonplatte verankert werden, um den Rückstoß aufzufangen, sonst würde die Kanone meterweit in den Boden gedrückt werden.

Die Dicke Bertha feuerte Geschosse von beeindruckenden 420 mm ab, mit einem Gewicht von 800 kg oder mehr und einer beachtlichen Reichweite von 10 km. Dadurch konnten sie außerhalb der Reichweite der belgischen Artillerie aufgestellt werden, die auf 8,4 km begrenzt war. Die Forts von Pontisse und Loncin rund um Lüttich waren bereits durch die Dicke Bertha gefallen, und ab dem 28. September richtete dieses riesige Geschütz seine Aufmerksamkeit auf Antwerpen.

Vier Dicke Berthas wurden gegen Antwerpen eingesetzt, und bald stellte sich heraus, dass die belgischen Forts der überwältigenden Kraft nicht gewachsen waren. Die Betonkonstruktionen waren schlichtweg nicht stark genug, um den 42 cm Granaten standzuhalten.

Schließlich wurden die KMKs auf die Forts von Sint-Katelijne-Waver, Lier, Kessel und Koningshooikt gerichtet (das Fort von Walem fiel ohne Einsatz der Dicken Bertha), was dazu führte, dass die einst als uneinnehmbar geltende Festung nur fünf Tage lang dem deutschen Artilleriefeuer standhielt. Am 3. Oktober entschied sich die belgische Armee zum Rückzug. Durch das Eingreifen der Engländer wurde der Abzug noch kurzzeitig verzögert, aber am 7. Oktober verließen der König und die Armee Antwerpen endgültig.

Am 8. Oktober begann dann die Bombardierung der Stadt selbst, aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal...